Syngeneia

Wer in dieser Haltung lebt, begegnet allen Wesen partnerschaftlich und freundlich. Er beutet sie nicht aus, zerstört sie nicht, sondern freut sich an ihrer Schönheit und ihrem freien Wirken. Wo er töten muss, zum Beispiel, um sich zu ernähren, tut er dies in Dankbarkeit und so sparsam wie möglich. Nicht die Natur unterwerfen, sondern sie lieben und pflegen, wäre das Ziel. In diesem Sinn passt das Wort «Syngeneia» wunderbar zu meiner künstlerischen Produktion.
Hans Peter Scheier
«Syngeneia, Motivverwandtschaft aus Wesenseinheit und urtümlicher Verbundenheit, ist Voraussetzung aller echten und aller wesentlichen Begegnung. Individuelle Motivverwandtschaft ermöglicht personale Begegnung von Mensch zu Mensch. Verstehende Hingabe an begegnende Grundmotive ist der tragende Boden alles Welt- und Menschenverständnisses. Weckung des Bewusstseins um die Motivverwandtschaft und die Durchdringung aller konkreten Begegnung mit solchem Bewußtsein ist Aufgabe und Zielsetzung persönlicher Emporbildung.»
Marcel Müller-Wieland, Syngeneia, A. Franke Verlag, Bern 1961, Seite 57
«Denn ohne alle Überheblichkeit und ohne es in Worte gefaßt zu haben wußte er, daß er in seinem Leben eine Art natürliche Harmonie gefunden hatte, etwas, nach dem viele Menschen ihr Leben lang vergebens streben. Er kam gar nicht auf den Gedanken, daß dies etwas Besonderes sein könnte. Er empfand sich nur als Teil einer größeren Ordnung, eines Zusammenhalts von belebten und unbelebten Dingen, mit denen er durch Geist und Herkunft verbunden war.»
Nicholas Evans, Der Pferdeflüsterer
Dann tat ihm der Fisch, der nichts zu fressen hatte, leid, aber sein Entschluss, ihn zu töten, wurde durch sein Mitgefühl für ihn nicht
geschwächt. –
Wie vielen Menschen wird er als Nahrung dienen, dachte er. Aber sind sie’s wert, ihn zu essen? Nein, natürlich nicht. Es gibt niemand, der’s wert ist, ihn zu essen, wenn man die Art seines Verhaltens und seine ungeheure Würde bedenkt.
Ich verstehe diese Dinge nicht, dachte er. Aber es ist gut, dass wir nicht versuchen müssen, die Sonne oder den Mond oder die Sterne zu töten. Es ist schlimm genug, von der See zu leben und unsere eigenen Brüder zu töten.
Ernest Hemingway, Der alte Mann und das Meer
«Mit allen Kreaturen bin ich
in schönster Seelenharmonie.
Wir sind verwandt, ich fühl es innig,
und eben darum lieb ich sie.»
Wilhelm Busch, aus Vertraut,
Nachgelassene Gedichte 1909, Stauffacher-Verlag, Zürich