Spielfilm
Syngeneia Filme, 1968–2018
Full HD, 59 Minuten, Farbe und s/w
Format: 16:9, Kinofassung: DCP, 25 B/s
Sprachen: Englisch, Deutsch, Italienisch
Untertitel e/d
DVD-Fassung in Vorbereitung

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Project Memory Scan

Der NGO «Sadcross» wird ein Video aus dem Besitz der CIA zugespielt. Es enthält die Demonstration eines Systems, mit dem die Erinnerungen eines Menschen gescannt und aufgezeichnet werden können – auch ohne Einwilligung. «Memory Scan» ist in der Schweiz entwickelt worden und könnte im Krieg gegen den Terror zu Verhörzwecken eingesetzt werden.
Der Mann, an dem das System demonstriert wird, ist Insasse der psychiatrischen Klinik des «Memory Scan» Entwicklers. Er lebte auf der Straße und wurde in einem sehr kalten Winter von einer Polizeistreife vor dem Erfrieren gerettet und in die Klinik gebracht. Er hatte keine Papiere, sprach nicht und konnte sehr aggressiv werden. Der Klinikbesitzer entwickelte «Memory Scan», um Zugang zu dem Patienten zu finden. Da die Entwicklung immense Gelder verschlang, musste er Geldgeber finden.
Die ersten Demo-Scans für die CIA sind überraschend und vielversprechend. Aber der Patient stirbt dabei.
«Sadcross» veröffentlicht das Video, um die Schuldigen zu finden.

Trailer

Team
Buch, Kamera, Regie, Montage, Produktion: Hans Peter Scheier
Stills: Thomas Bauer, Cathérine Vitte, Martin Zehender
Tonmischung: Guido Keller, Magnetix
Team 1968: Vincenz Engesser, Bruno Moser, François Guex, Philippe Glauser, Martin Amsler, Ferdinand Amsler, Ruedi Merian, Peter Sägesser
Team 2017: René Scheier, Martin Zehender

Cast
Stephanie Pönitz (Anna Lauper, Sprecherin «Sadcross»)
René Scheier (Marco, 10jährig; Stimme: Eros Varcasia)
Hermann Starke (Buchhalter; Stimme: Jean-Rudolf Stoll)
Vincenz Engesser (Prokurist; Stimme: Roger Hofstetter)
Julia Höllmüller (Sekretärin)
Maria Romey (Mutter, Putzfrau; Stimme: Angela Ruggiero)
Lina Aquilino (Putzfrau; Stimme: Cristina Capodifoglia)
Corinne (Kleines Mädchen)
Anna Leuthold (Angestellte)

Musik
Ludwig van Beethoven, Louis Lewandowski, Rudolf Herzer

 

Still Project Memory Scan

Über den Film

In Technik und Naturwissenschaft wird viel geforscht und entwickelt. Wenn man sich die Resultate ansieht, fragt man sich allerdings oft, was die Motivation der Forscher ist:
Helfen? Karriere machen? Geld verdienen? Oder den Nobelpreis gewinnen?
Wo bleibt die Verantwortung oder die Risiko-Abwägung? Ich denke an Atomtechnik, Gentechnik, künstliche Intelligenz und ihre tödlichen Gefahren. –
Der Arzt und «Memory Scan»-Entwickler hat ein rein mechanistisches Naturverständnis. Natur, Körper, Seele: alles Maschinen für ihn, die man zum Funktionieren bringen kann. Ganz anders sein Zwangsproband: Er ist, wie die Scans zeigen, Künstler, Filmer gewesen. Er erlebt die Welt anteilnehmend, liebend. Er ist zwar aus persönlicher Tragik verstummt, aber er ist in allem Leiden ein Liebender geblieben.
Wem sollen wir als Gesellschaft vertrauen? Den Gewinn und Sicherheit versprechenden «Mechanikern» oder den Liebenden und Anteilnehmenden?
Eins ist sicher: Wenn man der Natur und den Menschen ihre Innerlichkeit raubt, zerstört man sie. –

Project Memory Scan
Über die Entstehungsgeschichte

An diesem Film habe ich über einen Zeitraum von 50 Jahren gearbeitet. Die ersten Dreharbeiten fanden 1968 mit einer 8mm-Kamera Bolex P2 statt. Es gelang mir nicht richtig, die komplexe Geschichte, die Dialoge erfordert hätte, mit den einfachen Stummfilmmitteln zu erzählen. Aber die Bilder fand ich überzeugend. Kein Wunder: Ich hatte Unterstützung durch Vincenz Engesser, einen jungen Kameramann. Er half mir beim Ausleuchten des nächtlichen Bürogebäudes.

Zwischen 1989 und 2014 schrieb ich mehrere Fassungen eines Fernsehspiels («Das Neurocord-Dokument»), machte erste Trickversuche auf Video («Nanocord»), und laborierte an einer Thriller-Variante über einen Wissenschaftler, der innere Bilder von Patienten aufnehmen wollte – mit einer Technik, die die Probanden umbrachte.
Ich konnte keines der Projekte finanzieren, wollte aber den Film unbedingt realisieren. Es war klar, dass ich mit sehr, sehr kleinem Budget arbeiten musste – trotz erforderlicher Tricktechnik.
So entschied ich mich, auf den 8mm-Film von 1968 zurückzugreifen und Szenen daraus als Memory Scan-Bilder zu verwenden. Ich habe auch auf andere meiner früheren Filme zurückgegriffen. So erzählt der Film unter der Hand auch die Entwicklung der Filmtechnik, wie ich sie erlebt habe: Von 8mm zu 16mm zu 35mm zu den digitalen Formaten DV, HDV und Full HD Video.
Die Bildwiedergabe hat sich im Zug der Digitalisierung gigantisch verändert. Ob aber die drastische Erhöhung der Auflösung auch zu einer Steigerung der bildnerischen Ausdruckskraft in den Bildmedien geführt hat, bezweifle ich.
Die oft extreme Körnigkeit der Memory Scan Bilder, die in der Geschichte speziell eingeführt wird (Nano-Sensoren), hilft dem Zuschauer, in die innere Welt des Probanden einzutauchen. –

Link zu

Swiss Films

Nach den 60 Minuten von «Project Memory Scan» bleibt man etwas unruhig zurück, womöglich verstört, wobei es sich dabei nicht um ein unangenehmes Gefühl handelt, im Gegenteil. Sind das nicht Merkmale eines tollen Films? «Project Memory Scan» ist mutig, sprunghaft und, immer wieder, ganz schön direkt. 

Mit dem Trick, die Geschichte ins Reich der Science Fiction zu verlagern, widmet sich Scheier in seinem Film grossen Fragen der Ethik: Was motiviert Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler? Geld, Ruhm, Altruismus? Soll man einen Menschen opfern, um, wie es der wilde Wissenschaftler sagt, Millionen von Unschuldigen vor dem Terror zu retten? 

Im Grundsatz geht es Scheier um ein Thema – man könnte es vielleicht mit dem Titel «Mechanik versus Liebe» umschreiben. 

Scheiers Position wird mehr als deutlich; er steht auf der Seite der Liebenden, wider die kalte Mechanik. 

Kevin Brühlmann, Schaffhauser AZ