Dokumentarfilm
16 mm, s/w, 28' 37" (bei 25 B/s)
Sprache: Züritüütsch
Drehort: Ebertswil
Dreh: 1980, Schnitt 1996
Fertigstellung auf Digibeta: 2003
Digitale Fassung in Vorbereitung

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Corinne und die andern

«Und ich bi dänn en Stier! En ganz en liebe Stier bin ich dänn, gäll.»
Corinne

Der Film zeigt soziale Lernprozesse eines dreieinhalbjährigen Mädchens: Das Schwanken zwischen Aggression und Ängstlichkeit im Spiel mit anderen Kindern. Provozieren im Gespräch mit der Mutter – bis hin zum «Fingerumelitze». Dann aber auch grösste Fürsorglichkeit, Trostspenden, Heilen im
«Tökterlispiel».

 

Team
Buch, Regie, Kamera, Schnitt, Produktion: Hans Peter Scheier
Mitarbeit: Ruth Scheier
Kinder: Eva und Adrian Höhn, Corinne Scheier
Musik: Helmut Steinkraus
Flöte: Michael Klein
Gitarre: Susanne Burtscher
Ton: René Scheier
Tonassistenz: Heiner Wezel
Kameraassistenz: Martin Zehender
Licht: Paul Prylinski
Skript: Susanne Burtscher
Verpflegung der Equipe: Martha «Grosi» Scheier

Kämpfen und Lieben

Der Film beobachtet die dreijährige Corinne im Umgang mit ihrer sozialen Umgebung. Da ist zunächst die Mutter: Sie ist Spielpartnerin, schenkt Geborgenheit, muss aber auch die kindliche Aggressivität mittragen. Bei einem Ausflug in den Wald sinniert Corinne, auf einem Stein sitzend:
«Weisst du, ich bin ein Stier. Ein ganz lieber Stier bin ich.»
Damit umreisst sie unbewusst ihre kindliche Existenz: sie vereinigt Durchsetzungstendenzen und Hingabekräfte, oder anders gesagt, Aggression und Liebeskraft.
Der Film beobachtet ungestellte Alltagssituationen mit zwei älteren Kindern und der Mutter. Dabei wird sichtbar, wie sich ein Kind zwischen diesen extremen Polen menschlichen Verhaltens einpendelt. Ein weiterer Themenkreis ist die kindliche Sexualität, und damit auch die Erfahrung der Verletzlichkeit des Körpers und die daraus folgende Ängstlichkeit. Als Gegengewicht erfährt das Kind Geborgenheit und Schutz durch die Eltern.
In einer entscheidenden Szene spielt Corinne eine Ärztin. Hier beginnt sie, die Erfahrung des Gepflegt- und Beschütztwerdens weiterzugeben. Sie übt ihr späteres Verhalten als sozial verantwortliche Erwachsene.
Corinne ist heute – 38 Jahre nach den Dreharbeiten – ausgebildete Hebamme und vierfache Mutter.

 

Wozu dieser Film?

Je fordernder und belastender das Leben in einer Gesellschaft wird, desto intensiver muss man sich um die Bildung und Stärkung des Persönlichkeitskerns, das heisst, der emotionalen Basis des Menschen kümmern. Symptome wie Depressionen, Drogenkonsum, eine hohe Selbstmordrate, explodierende Gesundheitskosten und die Auflösung des Gemeinschaftsgefühls in der Gesellschaft verweisen auf die Bedeutung früher Sozialisation.
Zudem müssen wir uns vermehrt um das Zusammenleben mit Kindern kümmern, wenn wir die Sozialwerke funktionsfähig erhalten wollen. Gute Eltern tun unendlich viel für die Gesellschaft. Sie gehören dafür hoch geachtet und unterstützt.